HEUTE: 1. Ab in die Großen Ferien! – „Wanderlust“ – Alte Nationalgalerie / 2. Hitparade – Die Spitzen der deutschsprachigen Bühnenspielpläne / 3. Eisessen in Europa / 4. Raus in den Sommer mit Fontane im Rucksack. – Und Tschüss bis zum 1. Oktober…
Sommer, Ferien, Wandern – passt zusammen. Doch es soll ja Leute geben, die müssen selbst sommers arbeiten. Doch keine Bange, auch für die ist gesorgt. Nämlich: Die prachtvoll neue Alte Nationalgalerie zu Berlin nimmt sich ihrer an. Mit der Ausstellung „Wanderlust“, die zumindest einen Spaziergang bietet durch Räume voll mit tollen Bildern vom Draußensein. Einer Ikone gleich prunkt im Mittelpunkt dieser Sonderausstellung quasi als Titelbild Caspar David Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“ von 1817. Der stolze Gipfelstürmer im Gehrock, gestützt auf einen Stock, melancholisch einsam ins Weite und Tiefe blickend. Das Sinnbild einer besinnlichen Entschleunigung im Einklang mit der Natur. – Etwas anders bei Karl Friedrich Schinkel: In seinem „Felsentor“ von 1818 steht der Mensch als Winzling geschrumpft gegenüber einer steinernen Großmacht. ‑ Das Wandern also als lustvolle, aber eben auch beschwerliche Aneignung der herrlichen oder herrischen Welt.
Friedrichs gottgleich einsamer Herr über den Wolken ist eine Leihgabe der Hamburger Kunsthalle, eine von sechzig, aus großen deutschen wie ausländischen Museen aufwändig zusammengetragen von Birgit Verwiebe, der Kuratorin. Die anderen sechzig Bilder entstammen dem so reichen Fundus auf der Museumsinsel vor unserer Haustür.
Es bedarf also hier keiner weiten Reise und keiner besonderen Ausrüstung fürs Unterwegssein. Es genügt der offene Blick fürs Idyllische, Feine, Ergötzliche, fürs Erhabene, aber auch Bedrohliche – die Natur ist ja nicht bloß „lieb“. Und wem es gegeben, dem eröffnen sich nebenher philosophische Gedankengänge weit über den Horizont des Gemalten hinweg; diverse Themenfelder wie „Lebensreise“ oder „Künstlerwanderung“ zeigen den Weg.
Was für ein Vergnügen, diese Pilgerschaft vor allem zu den Bildwelten (und Weltbildern) der Romantiker Carus, Blechen, Richter, Schwind, Kersting bis hin zu Courbet, Gauguin, Renoir oder Kirchner, Nolde, den frühen Otto Dix. So manches ihrer Motive ist ganz in der Nähe oder liegt einem ganz nah; andere wiederum, man kennt sie aus Träumen, sind Sehnsuchtsziele… ‑ „Das muss ein schlechter Müller sein, dem niemals fiel das Wandern ein“, textete Wilhelm Müller 1821. Zwei Jahre später machte Franz Schubert ein Volkslied draus. Wir trällern es heimlich mit beim lustvoll Wandern (oder staunend Wandeln) durch diesen aufregenden Bilderwald; durch diesen ganzen schönen Sommer.
(bis 16. September)
Ferdinand von Schirachs Gerichtsdrama „Terror“ ist mit 36 Inszenierungen mit großem Abstand Spitzenreiter im deutschsprachigen Schauspiel der Spielzeit 2016/17. Auf dem zweiten Platz liegt Goethes „Faust“ (27 Inszenierungen), gefolgt von Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ (24). Unter den Top-Ten befindet sich „Frau Müller muss weg“ von Lutz Hübner, „Geächtet“ von Ayad Akhtar, die Houllebecq-Bearbeitung von „Unterwerfung“. Der Autor mit den höchsten Zahlen beim Gesamtwerk im Schauspiel bleibt Shakespeare mit insgesamt 111 Inszenierungen.
In der Oper führt Humperdincks „Hänsel und Gretel“ (24 Inszenierungen), gefolgt von Bizets „Carmen“ (24) und Mozarts „Zauberflöte“ (23). Mozart bleibt mit 98 Inszenierungen der Komponist mit den meisten Inszenierungen bezogen auf alle seine Werke.
Die jüngste, soeben veröffentlichte Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins beruht auf Angaben (Autoren, Inszenierungen, Aufführungs- und Zuschauerzahlen) von 461 Theatern aus Deutschland, Österreich, Schweiz. Die Tabellen lassen sich herunterladen unter: https://bit.ly/2uqhBqg
Sommerlich eisiger Preisvergleich. Die Kugel Speiseeis kostet in dieser Saison im Schnitt: In Berlin 1,44, Wien 1,52, München 1,52, Warschau 1,70, Amsterdam 1,74, Madrid 2,41, Barcelona 2,50, Lissabon 2,60, Stockholm 3,25, Dublin 3,30, Helsinki 3,50. Und in Kopenhagen 3,79 Euro. – Berlin schleckt am günstigsten sein Sommer-Eis!
Für unterwegs noch ein Tipp vom gerade angesagten Jubilar Theodor Fontane. Seines 120. Todestages gedenken wir demnächst am 20. September. Den 200. Geburtstag des Apothekers aus Neuruppin, des Dichters, politischen Journalisten (in London) und Theaterkritikers (in Berlin) feiern wir am 30. Dezember nächsten Jahres.
GUTER RAT
(Theodor Fontane 1819-1898)
An einem Sommermorgen
da nimm den Wanderstab,
es fallen deine Sorgen
wie Nebel von dir ab.
Des Himmels heitre Bläue
lacht dir ins Herz hinein
und schließt, wie Gottes Treue,
mit seinem Dach dich ein.
Rings Blüten nur und Triebe
und Halme von Segen schwer,
dir ist, als zöge die Liebe
des Weges nebenher.
So heimisch alles klingt
als wie im Vaterhaus,
und über die Lerchen schwingt
die Seele sich hinaus.
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