Szenische Lesung
Wer kennt sie nicht, Kästners berühmte Berlin-Romane wie „Emil und die Detektive“, „Pünktchen und Anton“ und „Fabian“? Und kennen Sie
auch seine Reportagen und Gedichte über Berlin? Seine Miniaturen über die Fantasie, den Mut oder darüber, was ihm als Kind das Lesen
bedeutete und warum er der beste Sohn aller Zeiten werden wollte? Was hat es mit den weißen Mäusen eines Herrn Dr. Goebbels auf sich
und warum ist Erich Kästner, der dabei zusehen musste, wie 1933 seine Bücher auf dem damaligen Opernplatz verbrannt wurden, in
Deutschland geblieben, obwohl er nicht mehr publizieren durfte?
Kästner lebte weiter in Charlottenburg und arbeitete unter Pseudonym für
die Unterhaltungsindustrie. Nachdem 1944 seine Wohnung durch Bomben zerstört wurde, verließ er die Stadt, die, wie er zwei Jahre später schreibt, „sozusagen meine Busenfreundin“ geworden war.
Ihr, dieser pulsierenden Metropole der Zwanziger- und Dreißigerjahre, diesem Moloch voller Widersprüche, verdankte der in Dresden geborene und aufgewachsene Autor seine produktivste Zeit. Berlin lieferte ihm Material im Überfluss: politische Spannungen, verschrobene Gestalten, soziale Brüche, schnelle Karrieren, abrupte Abstürze und der sprichwörtlich gewordene Berliner Überlebenswitz – der Alltag einer Millionenstadt, die zwischen Vergnügungssucht und Verunsicherung dem Nationalsozialismus entgegentaumelte.
Und wer gehört sonst noch zu Berlin, wenn nicht Katharina Thalbach? Ihr treffsicheres Gespür für Witz und Melancholie macht sie zur idealen Stimme für dieses Potpourri zu Kästners Berlin. Nach „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“ und „Gilgi – eine von uns“ setzt sie damit am Berliner Ensemble ihre Reihe von szenischen Lesungen aus der Weimarer Zeit fort.
| Regie | Szenische Einrichtung | Oliver Reese |
| Mit | Katharina Thalbach |