Maxim Gorki beschreibt 1905 in seinem Stück „Kinder der Sonne“ eine Gruppe von russischen Intellektuellen, die sich vom Volk und vom
konkreten Leben entfremdet haben. Während sich die Arbeiterklasse den Sturz des Zarenreichs wünscht, vertiefen sie sich in Bücher, Kunst und Liebesgeschichten. 120 Jahre später scheint die Situation eine andere: Ein großer Teil des intellektuellen Lebens bemüht sich um moralische Missstände und um unsere Zukunft. Forschende zu Klima, Migration und Wirtschaft kämpfen um Gehör, während – von oben nach unten – die Mittel gekürzt werden. Selbst wer zur Bildungsschicht gehört, kann sich Mieten in Innenstädten kaum mehr leisten.
Welchen Wert hat Bildung also gegenwärtig in unserer Gesellschaft? Und welche Bedeutung hat sie für politische Prozesse? Oder hat das Akademische seine Stellung um gesellschaftliche Teilhabe im Elfenbeinturm verspielt? Jakob Nolte treibt seine Klassiker-Kernsanierung in Richtung Screwball-Komödie. Seine Figuren ringen sich durch eine Welt, die vom Verschwinden bedroht ist oder die bereits unmerklich verschwunden ist. Mit nicht viel mehr bewaffnet als ihrem Wortschatz und ein wenig Würde.
Regisseurin Laura Linnenbaum inszenierte zuletzt die Uraufführung von Tena Stivičićs „Die Verstreuten“ am Berliner Ensemble. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch atmosphärische Dichte und gesellschaftspolitisch relevante Fragen aus. „Kinder der Sonne“ ist Linnenbaums zweite Zusammenarbeit mit dem Dramatiker und Romanautor Jakob Nolte, der zuletzt mit dem Noir-Krimi „Die Frau mit den vier Armen“ das Genre des Regionalkrimis aufmischte.
| Regie | Laura Linnenbaum |
| Bühne | Daniel Roskamp |
| Kostüme | Michaela Kratzer |
| Musik | David Kosel |
| Licht | Frédéric Dautier |
| Dramaturgie | Amely Joana Haag |
| Mit | Lili Epply Maximilian Diehle Bettina Hoppe Pauline Knof Maeve Metelka Jannik Mühlenweg Oliver Kraushaar Marc Oliver Schulze Sebastian Zimmler |