Das Tagebuch beginnt mit dem Tag des Überfalls der russischen Armee auf die Ukraine. Von diesem Tag an hält die Autorin in unzähligen Miniaturen fest, was um sie herum geschieht – und was sie selbst tut, denkt und fühlt – pendelnd zwischen Wut und Trauer, Ohnmacht und Protest. Und sie beschreibt mit großer Genauigkeit die Verwerfungen innerhalb der russischen Gesellschaft: den wachsenden Graben zwischen denen, die den Krieg befürworten, und jenen, die sich mit ihrem Protest in Gefahr für Leib und Leben bringen.
Natalja Kljutscharjowa wird damit zur Stimme für einen Teil der russischen Zivilgesellschaft, der im aktuellen Diskurs kaum noch zu hören ist: derjenigen, die gegen den Krieg sind, und gleichzeitig von permanenten Schuldgefühlen geplagt werden. Fast nebenbei schildert der Text auch die schleichende Auflösung von Zivilgesellschaft durch Propaganda und Netzpolemik.
Dass die Autorin nach der Veröffentlichung des Buches Russland umgehend verlassen musste und nun in Deutschland im Exil lebt, ist eine traurige Pointe; und die Verkörperung dieser Beobachtungen durch die russischstämmige Schauspielerin Anastasia Gubareva verleiht dieser Uraufführung besondere Authentizität.
Regie | Fabian Gerhardt |
Ausstattung | Michael Graessner |
Mit | Anastasia Gubareva |