„Einige von Euch kennen vielleicht den Kassandra-Mythos.
Für alle anderen erzähle ich ihn in aller Kürze:
Kassandra, also ich, bekam von einem Gott, egal welchem, die Fähigkeit, die Zukunft vorauszusagen, da sie, also ich, allerdings nicht mit ihm ins Bett wollte, spuckte er ihr, also mir in den Mund und bestrafte mich damit, dass mir niemand glauben wird.“
Seitdem ist viel passiert. Nach Jahrhunderten durchzechter Nächte als ewig Sehende all der vorausliegenden Stellvertreterkriege, Tsunamiwellen und Reaktorunfälle – dabei aber nie Gehörte – setzt Kassandra einen Schlussstrich und verabschiedet sich aus der Öffentlichkeit. Bevor sie ihre Karriere als Mythos an den Nagel hängt, lädt sie noch einmal ein: Zur kleinen Verabschiedung im großen Kreis, zum Abschiedskonzert. Auf Nimmerwiedersehen ihr ungläubigen Gesichter, die ihr nicht glauben wollt, dank Apolls Fluch, nicht glauben könnt. Adé Publikum. Das war´s. No more Kassandra.
Doch einige Details gilt es noch zu klären:
Welches Lied spielen wir zuerst? Das vom grassierenden Faschismus oder das von der Kriegstüchtigkeit? Warum eigentlich immer wieder Krieg, wo doch der letzte und der davor und der davor schon unfassbar waren? Lohnt es sich Warnungen von den Dächern zu schreien oder Parolen an die Wände zu schmieren? Oder hat es sich nie gelohnt? Ist Ungewissheit Glückseligkeit? Wer will schon das eigene Sterbedatum hören? Will man überhaupt wissen, wann das hier alles endet? Und wie? Wenn alles immer wiederkehrt, können wir das Übliche dann einfach überspringen und gleich vorspulen bis zum Schluss?
Regie | Rosa Rieck |
Bühne | Kostüm | Pauli Immig |
Musik | Komposition | Leo Solter |
Dramaturgie | Juliane Koepp Joy von Wienskowski |
Mit | Hieu Pham Leo Solter |