Deutsche Erstaufführung im Rahmen der Thementage „Reflexe und Reflexionen“
Der Anschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der Gegenangriff Israels im Gaza-Streifen treiben nicht nur Palästinenser*innen und Israelis weiter auseinander, sondern spalten auch Deutschland. Verhärtete Fronten zeichnen die Debatte im öffentlichen Raum und privaten Kontext. Manche verstummen aufgrund der Angst, etwas vermeintlich Falsches zu sagen. Andere wiederum sind lautstark, insbesondere in den sozialen Medien, und fordern eine Positionierung. Gleichzeitig werden jüdische Menschen in einem neuen Ausmaß körperlich und verbal angegriffen und Palästinenser*innen sowie muslimische Menschen unter Generalverdacht gestellt. Terror und Krieg zementieren auch in Deutschland alte Feindbilder und bringen neue hervor.
Die Berliner Festspiele möchten an vier Thementagen Raum geben für differenzierte Auseinandersetzung ohne reflexhafte Positionierung auf einer von vermeintlich nur zwei möglichen Seiten.
Als künstlerischer Beitrag wird ein Gastspiel vom La Colline – théâtre national Paris gezeigt: „House“, inszeniert vom israelischen Filmemacher Amos Gitai, basiert auf seiner gleichnamigen Dokumentarfilmtrilogie über ein Haus in West-Jerusalem und seine Bewohner*innen seit den 1980er Jahren. Die Schauspieler*innen und Musiker*innen, die u.a. aus Frankreich, Israel, Palästina und dem Iran stammen, sprechen und singen auf Hebräisch, Arabisch, Englisch, Französisch, Jiddisch, Armenisch und Türkisch. Sie legen die vielen Schichten unterschiedlicher Erinnerungen im Nahost-Konflikt frei und fragen durch ihr gemeinsames, vielsprachiges Erscheinen auf der Bühne nach der Möglichkeit von Versöhnung.
Das Gastspiel ist Teil eines interdisziplinären Programms, kuratiert von Saba-Nur Cheema (Politologin mit Schwerpunkt auf Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus) und Meron Mendel (Historiker und Autor). Sie laden jüdische, muslimische, israelische, palästinensische und deutsche Stimmen ein, über die Lage in Israel und Gaza und die Auswirkungen auf die Gesellschaft in Deutschland zu sprechen. Es geht um das Verstehen der komplexen Hintergründe und Traumata auf jüdischer und palästinensischer Seite und die Frage, wie man zivilgesellschaftlich die Voraussetzungen für Frieden schaffen kann.
Textfassung | Marie-José Sanselme Rivka Gitaï |
Regie | Amos Gitai |
Szenografie | Amos Gitaï |
Kostüm | Marie La Rocca |
Musikalische Leitung | Richard Wilberforce |
Licht | Jean Kalman |
Ton | Éric Neveux |
Mit | Bahira Ablassi Dima Bawab Benna Flinn Irène Jacob Alexey Kochetkov Micha Lescot Pini Mittelman Kioomars Musayyebi Menashe Noy Minas Qarawany Atallah Tannous Richard Wilberforce |