in einer Bearbeitung von Johannes Nölting
Stellen Sie sich vor, Ihre Vergangenheit passt in einen Koffer. Oder auf ein Blatt Papier. Oder in einen Theaterabend. Stellen Sie sich vor, Sie
müssten erzählen, woher Sie kommen, wer Sie sind – und Sie wüssten: Die Wahrheit hat viele Versionen. Saša Stanišić schreibt in seinem
preisgekrönten Roman „Herkunft“ gegen allzu leichte Wahrheiten und gegen das Vergessen an – mit Witz, Wut, Wärme und einem Blick für
die Absurditäten des Erinnerns. Zwischen Višegrad, Heidelberg und dem Labyrinth der eigenen Biografie entsteht so ein vielstimmiges Spiel
rund um Identität, Flucht, Familie – und die Kraft des Erzählens sowie den Drang, sich immer wieder selbst zu erfinden.
Stanišić selbst, 1978 im damaligen Jugoslawien geboren und 1992 als Jugendlicher nach Deutschland gekommen, macht seine eigene
Geschichte zum Ausgangspunkt einer literarischen Erkundung: Was bleibt von einem Menschen, wenn er seine Heimat verliert? Wie viel
Herkunft steckt in dem, was wir Zukunft nennen? Und lässt sich Heimat vielleicht gerade dort finden, wo Geschichten geteilt werden und
Erinnerungen eine gemeinsame Sprache finden?
Daran knüpft der ukrainische Regisseur Stas Zhyrkov an, der seit der russischen Invasion im deutschen Exil lebt. Auch er trägt die Erfahrung
des plötzlichen Aufbruchs, der Entwurzelung, in seiner Arbeit. Gemeinsam mit seinem Team und dem Ensemble inszeniert er „Herkunft“
nicht als bloße Adaption, sondern als Dialog verschiedener Biografien, der die Fragen nach Identität und Heimat in die Gegenwart holt.
Regie | Stas Zhyrkov |
Bühne | Kostüme | Jan Hendrik Neidert Lorena Díaz Stephens |
Licht | Benjamin Schwigon |
Musik | Bohdan Lysenko |
Dramaturgie | Johannes Nölting |
Mit | Marina Galic Peter Moltzen Jannik Mühlenweg Joyce Sanhá |