Mit den »Meistersingern von Nürnberg« von Richard Wagner in der Inszenierung von Harry Kupfer kehrt ein Werk ins Repertoire zurück, das Wagner vielleicht von seiner menschlichsten Seite zeigt. Nicht Götter und Heroen oder Gestalten mittelalterlicher Mythen stehen im Zentrum der Handlung, sondern Handwerker und Bürger im Nürnberg des 16. Jahrhunderts.
ERSTER AUFZUG
Der junge Adelige Walther von Stolzing nutzt den sonntäglichen Gottesdienst, um mit Eva Pogner zu sprechen. Die beiden haben sich biem Goldschmied Pogner kennengelernt und sofort ineinander verliebt. Eva teilt ihm mit, dass ihr Vater sie mit einem Meistersinger verheiraten will: Der Sieger des Wettsingens am morgigen Johannistag soll ihre Hand als Preis erhalten. Eva darf ihn zwar ablehnen, dann aber keinen anderen Mann heiraten. Da nur Mitglieder der Meistersingerzunft am Wettbewerb teilnehmen können, muss Stolzing sich schell aufnehmen lassen. Auf Vorschlag der Haushälterin Magdalene, Evas Vertrauter, versucht der Lehrjunge David, Stolzing schnell die komplizierten Regeln des Meistergesangs beizubringen.
Die Meistersinger versammeln sich zu ihrer wöchentlichen Sitzung. Pogner verkündet, er wolle seine Tochter Eva samt seinem Hab und Gut beim morgigen Wettsingen als Preis aussetzen. Nur der Schuster Hans Sachs meldet Bedenken dagegen an.
Stolzing bewirbt sich um die Aufnahme in die Meistersingerzunft: sein feurig-improvisiertes Probelied enthält jedoch eine Unzahl von Regelverstößen, die der dafür zuständige Stadtschreiber Sixtus Beckmesser eifrig notiert - denn dieser hofft selbst Eva beim Wettsingen zu gewinnen. Nur Sachs hat Stolzing mit wachsendem Interesse zugehört, und versucht vergeblich, Verständnis für das Lebendig-Neuartige an Stolzings Lied zu wecken. Die Meister lehnen Stolzings Aufnahme ab.
ZWEITER AUFZUG
Die Lehrbuben hänseln David wegen seiner Liebschaft mit der älteren Magdalene. Eva will herausfinden, ob Stolzing in die Meistersingerzunft aufgenommen worden ist und beschließt, zu Sachs zu gehen. Dieser denkt über die Ereignisse des Tages nach. Er hat erkannt, dass der junge Stolzing ihm an poetischer Ausdruckskraft überlegen ist. Eva erfährt von Sachs, dass Stolzing nicht aufgenommen worden ist und Beckmesser sich große Chancen auf einen Sieg ausrechnet. In ihrer Verzweiflung darüber nimmt sie nicht wahr, dass auch ihr väterlicher Freund sie liebt.
Eva und Stolzing wollen zusammen fliehen. Sachs will dies verhindern. Beckmesser taucht auf, um Eva sein Preislied als Ständchen zu bringen; Eva und Stolzing verstecken sich. Sachs macht sich einen Spaß daraus, Beckmessers Ständchen mit einem derben Lied und Hammerschlägen zu stören und weckt damit die gesamte Nachbarschaft, darunter David, der glaubt, Beckmessers Ständchen gelte Magdalene, und auf ihn los geht. Es kommt zu einer allgemeinen Prügelei, die Sachs nutzt, um Stolzing in sein Haus zu ziehen.
DRITTER AUFZUG
Sachs beschließt, selbst auf Eva zu verzichten und dem Paar zu helfen. Er unterstützt Stolzing dabei, aus dem, was dieser in der Nacht geträumt hat, ein regelgerechtes Preislied zu formen, ohne dabei die individuelle Phantasie Stolzings zu verleugnen.
Beckmesser findet das Lied in der leeren Werkstatt. Da es von Sachs aufgeschrieben wurde, hält er es für den Beweis, dass auch Sachs um Eva werben will. Als Sachs zurückkommt, stellt Beckmesser ihn zur Rede. Dieser beteuert, nicht am Wettsingen teilnehmen zu wollen und überlässt Beckmesser, der nach dem Fiasko der Nacht dringend ein neues braucht, das Lied. Er versichert ihm, er werde sich nie damit brüsten, das Lied sei von ihm - lässt ihn dabei allerdings über den wahren Autor Stolzing im Unklaren.
Eva und Stolzing treffen bei Sachs aufeinander. Eva erkennt, welche Selbstüberwindung es Sachs gekostet hat, ihr und Stolzing zu helfen. David wird im Beisein von Magdalene zum Gesellen befördert. Gemeinsam taufen die Anwesenden Stolzings Lied.
Die Zünfte ziehen auf die Festwiese. Beim Erscheinen von Sachs stimmt das Volk eines seiner Lieder an. Dann beginnt der Wettgesang. Als erster singt Beckmesser; er ist höchst nervös. Da er den bei Sachs gefundenen Text nicht verstanden hat und dessen Inhalt während des Vortrags in groteske Angstvisionen verkehrt, wird er ausgelacht. Er beschuldigt Sachs, den verworrenen Text geschrieben zu haben. Das ist die Gelegenheit für Sachs, den Namen des wahren Autors zu nennen. Er lässt Stolzing hervortreten und ihn das Lied richtig vortragen. Damit überzeugt Stolzing das Volk und sogar die Meister, die ihm den Preis und damit Evas Hand zuerkennen. Die angetragene Meisterwürde lehnt er ab, bis Sachs ihn an die wichtige Rolle der Meister erinnert, die Kunst zu pflegen und zu bewahren.
Spieldauer:5:25 h
Musikalische Leitung | Daniel Barenboim |
Inszenierung | Harry Kupfer |
Bühnenbild | Hans Schavernoch |
Kostüme | Buki Shiff Staatskapelle Berlin |