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Kulturvolk Magazin
Die Marquise_Eike Walkenhorst © Eike Walkenhorst
bis 1. Jan 2026

Die Marquise von O. und -

Deutsches Theater
Schumannstraße 13 a
10117 Berlin

nach der Novelle von Heinrich von Kleist

Es ist vielleicht der berühmteste Gedankenstrich der Weltliteratur: Mitten in einem nüchtern erzählten Satz über einen Kriegsüberfall heisst es in Heinrich von Kleists Novelle „Die Marquise von O.“:

 

„(Er) bot dann der Dame den Arm, und führte sie in den anderen Flügel des Palastes, wo sie auch völlig bewußtlos niedersank. Hier – traf er, da bald darauf ihre erschrockenen Frauen erschienen, Anstalten, einen Arzt zu rufen; versicherte, daß sie sich bald erholen würde; und kehrte in den Kampf zurück.“

Ein abrupter Schnitt – dort, wo eigentlich das Entscheidende stehen müsste. Statt Klarheit: Leerstelle.

 

Die Handlung beginnt in einer norditalienischen Festung. Während russische Truppen die Stadt stürmen, gerät die Marquise von O., eine junge, verwitwete Mutter, in höchste Gefahr – bis ein Offizier, Graf F., sie scheinbar heldenhaft rettet. Wenige Tage später verschwindet er. Alles scheint überstanden. Doch Wochen danach erkennt die Marquise entsetzt: Sie ist schwanger. Ohne Erinnerung. Ohne Einwilligung. Und ohne jemanden, der ihr glaubt. Ihr Vater verstößt sie, die Mutter schweigt. Was wie ein medizinisches Wunder erscheinen mag, wird zum sozialen Todesurteil. Die Marquise wählt den einzigen Ausweg, der ihr bleibt: den Schritt in die Öffentlichkeit. Per Zeitungsanzeige bittet sie den unbekannten Vater, sich zu melden. Die Antwort folgt prompt – es ist der Retter selbst. Der Mann, der sie im Moment der Ohnmacht missbraucht hat, bittet nun um ihre Hand. Was also tun, wenn Sprache versagt? Wenn Recht, Moral und Logik kollabieren?

 

Der berühmte Gedankenstrich markiert nicht nur einen erzählerischen Bruch, sondern auch einen kulturellen. Die Vergewaltigung wird nicht ausgesprochen, sondern ausgeklammert. Das, was geschehen ist, bleibt unausgesprochen, nur angedeutet – und genau darin liegt die verstörende Kraft des Textes. Kleist zeigt, wie sexualisierte Gewalt an Frauen sprachlich wie strukturell unsichtbar gemacht wird. Die Leerstelle im Satz ist kein literarisches Ornament, sondern ein Symptom: Sie zeigt, wo Sprache versagt – und wie tief die Gewalt reicht, wenn selbst das Erzählen daran scheitert.

 

 

Besetzung
Textfassung Jasmin Maghames
Regie Ildikó Gáspár
Bühne | Kostüm Lili Izsák
Musik Flóra Lili Matisz
Video András Juhász
Licht Cornelia Gloth
Dramaturgie Jasmin Maghames
Mit Maren Eggert
Alexander Khuon
Mathilda Switala
Almuth Zilcher
Jörg Pose
Florian Köhler
Lenz Moretti

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