Vortrag von David Haas
Die Künstler der Malerwerkstatt aus dem sogenannten „Ghetto Theresienstadt“ mussten beschönigende Bilder malen, die das Leid der jüdischen Gefangenen verschleiern sollten. Nach ihrer Deportation waren sie gezwungen, am Propagandaapparat der Nazis mitzuwirken.
Höhepunkt der Täuschung war der Besuch einer Kommission des Internationalen Roten Kreuzes im Jahr 1944. Im Vorfeld dieser Untersuchung mussten die Künstler an einer „Verschönerungsaktion“ des Lagers teilnehmen. Das Ghetto wurde so umgestaltet, dass es der Kommission den Eindruck eines kleinen, gemütlichen Provinzstädtchens vermitteln sollte.
Doch die Künstler der Malerwerkstatt, die von Bedřich Fritta geleitet wurde, versuchten, die Welt mit heimlich gezeichneten Szenen des realen Ghettoalltags auf die Gräueltaten der Nationalsozialisten aufmerksam zu machen. Die Bilder konnten mit Hilfe von Wachpersonal ins Ausland geschmuggelt werden. Unter den versteckten Werken befand sich auch ein rührendes Kinderbuch, das Fritta zum Geburtstag seines dreijährigen Sohnes Tomáš gemacht hatte. Doch die Aktivitäten der Malerwerkstatt blieben nicht unbemerkt.
Leo Haas, Kollege und Freund Frittas, überlebte als Einziger der beteiligten Künstler. Er rettete nach dem Krieg den Nachlass seines Freundes, fand dessen Sohn Tomáš und adoptierte ihn. Damit löste er ein Versprechen ein, das er Fritta in Auschwitz gegeben hatte.
David Haas, Enkel von Bedřich Fritta, berichtet anhand geretteter Bilder über den Verlauf und das tragische Ende der sogenannten „Maleraffäre“.
Bedřich Fritta, Film und Wirklichkeit, 1942