Aus dem Französischen von Sonja Finck
„Ich hatte in der Toilette des Wohnheims gleichzeitig ein Leben und einen Tod zur Welt gebracht. Zum ersten Mal fühlte ich mich als Glied einer Kette von Frauen, die die Generationen miteinander verbindet.“
Ein Schwangerschaftsabbruch ist eine sehr persönliche und immer auch eine politische Entscheidung, denn er berührt Fragen über Rechtsprechung, Geschlecht, Religion und Klasse. „Das Ereignis“ (2000) von Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux ist ein schonungsloses Zeugnis, welches rückblickendvon einer illegalen Abtreibung der Ich-Erzählerin Annie während ihres Studiums in Frankreich im Jahr 1963 erzählt.
Gleichermaßen beschreibt Ernaux den konkreten, lebensgefährlichen Eingriff in als auch den gesellschaftlichen Zugriff auf den weiblichen Körper und seine machtvollen Mechanismen, etwa Entmündigung und Stigmatisierung. Von verschiedenen Zeitebenen aus sucht Ernaux eine wahrhaftige Sprache für ihre Erinnerungen über ein bis heute oft verschwiegenes und kollektives Thema. So wie die junge Literaturstudentin Annie „das Ereignis“ für ihre körperliche Selbstbestimmung als Frau allein erträgt und nur knapp überlebt, so wird bei der späteren Autorin Ernaux die Sprache, die sie dafür findet, selbst zum Ereignis.
Regie | Laura Linnenbaum |
Dramaturgie | Amely Joana Haag |
Bühne | Daniel Roskamp |
Kostüme | Michaela Kratzer |
Musik | David Rimsky-Korsakow |
Licht | Rainer Casper |