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Kulturvolk Magazin

Der Gerhart-Hauptmann-Preis

Bereits fünf Jahre nach der Neugründung der Freien Volksbühne initiierte Nestriepke anlässlich des 90. Geburtstags von Gerhart Hauptmann am 15.11.1952 den nach dem großen Schriftsteller benannten Dramatikerpreis. Zur Gründung verlas man einen Spendenaufruf und erklärte, der Preis solle von nun an alljährlich zum Geburtstag des Dichters einem oder auch mehreren Dramatikern, die in deutscher Sprache schreiben, verliehen werden: entweder im Rahmen eines Nachwuchs-Stipendiums oder als Ehrung für ein oder mehrere Werke bereits etablierter Dramatiker. Zu diesem Zweck wurde eigens eine Spendenmarke zu je 10 Pfennig gedruckt. Unter den Einsendern der Sammelkarten wurden Werke Gerhart Hauptmanns verlost. Später wurde dieser Preis durch die Einführung eines Abgabe-Pfennigs auf jede Eintrittskarte zu einer von den Mitgliedern direkt finanzierten Auszeichnung. Dass die Freie Volksbühne den von ihr ausgelobten Preis nach dem zu der Zeit bedeutendsten deutschen Dramatiker benannte, liegt auf der Hand, war Hauptmanns Aufstieg doch eng mit der Geschichte der Volksbühnenbewegung verbunden.

 

Derselbe progressiv denkende Kreis, der Hauptmanns sozial engagiertes, naturalistisches Frühwerk auf die Bühne brachte, baute die Berliner Volksbühne mit auf. Jahrelang hatten sich sowohl Autor als auch die Freie Volksbühne mit rigider Kritik und Zensur konfrontiert gesehen. Ebenso wie Hauptmann einige seiner größten Erfolge seinen Aufführungen der Volksbühne verdankt, so beruhen auch früher Publikumszuspruch und Kassenerfolg der Theater der FVB auf der Gestaltungskraft Hauptmanns, für die sich gerade das Volksbühnenpublikum sehr empfänglich zeigte. Der Name bedeutete also eine traditionelle Reflexion, bediente jedoch keinerlei inhaltliche Vorgabe an die Auswahl der auszuzeichnenden Dichter und Dramatiker.

 

Seine große Zeit hatte der Gerhart-Hauptmann-Preis in den fünfziger Jahren, als er auch die Aufmerksamkeit berühmter ausländischer Schriftsteller, wie z.B. Sartre und Cocteau, auf sich zog und damit internationale Bekanntheit erlangte. Zudem leistete er einen wichtigen Beitrag zur Kräftigung der jungen, noch lebenden und oft streitbaren deutschen Dramatiker und Dichter.

 

So löste Rolf Hochhuths erstes großes Theaterstück "Der Stellvertreter" (1963) eine ebenso kontroverse wie lang andauernde Diskussion aus, die so genannte "Stellvertreter-Debatte".

 

Eine weitere Welle der Empörung löste der bis heute als unbequem bekannte für seine literarische Leistung jedoch gleichermaßen geschätzte Dichter Peter Handke bei seiner Auszeichnung für "Kasper" und "Publikumsbeschimpfungen" im Jahre 1967 aus, als er anlässlich der Preisverleihung gegen den Freispruch des Polizisten wetterte, der Benno Ohnesorg, bekanntestes Opfer der aufflammenden studentischen Unruhen jener Zeit, erschossen hatte. 1968, dem Jahr der Studentenrevolte, entbrannte die Diskussion um politisch engagierte Literatur im Gegensatz zur Dichtung aus dem unpolitischen Elfenbeinturm vollends. Der Gerhart-Hauptmann-Preis stand, auch als Folge der Handke-Debatte vom Vorjahr, erstmals grundlegend infrage. Ab 1975 wurde der Gerhart-Hauptmann-Preis nur noch alle zwei Jahre verliehen. 1996 schließlich wurden vorläufig zum letzten Mal Dramatiker mit der viel beachteten Auszeichnung bedacht: Dominik Finkelde für das Stück "Abendgruß" und Jens Roselt für "Trüffel".

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