Berlin am Vorabend der Machtergreifung Hitlers, die Metropole taumelt dekadent auf ihren Untergang zu. Germanist Fabian irrt als melancholischer Beobachter durch den faszinierenden Moloch, taucht ein in die sich bis zur Bewusstlosigkeit amüsierende Großstadt und stellt wesentliche Fragen mit feiner Ironie. Sein bester Freund erschießt sich aufgrund eines üblen Scherzes, die Liebe seines Lebens verrät ihn zwecks Filmkarriere und er selbst verliert sein junges Leben auf aberwitzige Weise. Kästner, dessen Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt wurden, schrieb 1950 zu seinem entschärften Roman „Fabian“, der erst 2013 in der unzensierten Urfassung unter seinem intendierten Titel („Der Gang vor die Hunde“) erschien: „Dass im Dritten Reich die Geschmacksurteile verstaatlicht, in Phrasen geliefert und millionenfach geschluckt wurden, hat Geschmack und Urteil breiter Kreise bis in unsere Tage verdorben. Und heute sind, noch ehe sie sich regenerieren konnten, bereits neue, genauer, sehr alte Mächte fanatisch dabei, wiederum standardisierte Meinungen durch Massenimpfung zu verbreiten. Noch wissen viele nicht, viele nicht mehr, dass man sich Urteile selber bilden kann und sollte. Der Roman „Der Gang vor die Hunde“ wollte vor dem Abgrund warnen, dem sich Deutschland und damit Europa näherten! Lieber aber lief man den Rattenfängern nach, hinein in den Abgrund, in dem wir nun, mehr tot als lebendig, angekommen sind.“
Regie | Frank Castorf |
Bühne | Aleksandar Denić |
Kostüme | Adriana Braga Peretzki |
Dramaturgie | Amely Joana Haag |
Mit | Andreas Döhler Marc Hosemann Sina Martens u.a. |