Es gehört zu den bizarren Widersprüchen unserer auf Jugend programmierten Zeit, dass in die Jahre gekommene kubanische Musiker wie junge Pop-Stars gefeiert und weltweit vermarktet werden. Darauf reagierte der Pianist, Komponist und Regisseur Erik Gedeon gleichermaßen erstaunt wie fasziniert und kreierte sein Songdrama „Ewig Jung“. Doch es ist durchaus kein Drama, was sich auf der Bühne abspielt, sondern ein Schauspiel voller bissigem Witz und mitreißenden Songs.
Die Handlung ist schnell erzählt: Im Jahr 2050 hockt eine Handvoll in die Jahre gekommener Schauspieler auf verschlissenen Fundusmöbeln vor dem Eisernen Vorhang des Theaters, an dem sie zuletzt engagiert waren. Das Haus wurde längst geschlossen und die ehemaligen Mimen haben es sich zur Altersresidenz erkoren. Ihr allabendliches Unterhaltungsprogramm nehmen sie selber in die Hand, indem sie sich an vergangene große Theaterzeiten und die Musik ihrer Jugend erinnern.
Ein schönes Altenteil fürwahr - wäre da nicht Schwester Rosa: Mit Kinderliedern und heiter Geträllertem über Siechtum, Tod und Verwesen sorgt sie bei ihren greisen Patienten für eher gedämpfte Stimmung. Kehrt sie ihnen aber den Rücken, lassen die ergrauten Rampenpanter lebenssüchtig die Sau raus und frönen der (Selbst-)Darstellung. Da werden durchaus auch Tschechow und Shakespeare zitiert, vor allem aber wird gesungen - und Gloria Gaynor ist vor ihnen ebenso wenig sicher wie Nirvana oder Freddie Mercury.
Die Rollen dieser sechs hochbetagten Senioren werden von Schauspielern in den besten Jahren gespielt. Nur Schwester Rosa ist so alt wie die Schauspielerin, die sie spielt.
2001 kann dieses skurrile Stück über das Leben zwischen Blasenschwäche, süßen Erinnerungen und Potenzstörungen am Hamburger Thalia Theater unter dem Titel „Thalia Vista Social Club“ heraus. Die bislang über 150 Vorstellungen wurden vor stets vollem Haus gespielt. Nun hat der Autor, Erik Gedeon, das Stück für das Renaissance-Theater Berlin adaptiert und wird auch selbst die Regie übernehmen.
Regie | Bühne | Erik Gedeon |
Kostüme | Dagmar Fabisch |
Mit | Timo Dierkes Dieter Landuris Anika Mauer Katharine Mehrling Angelika Milster Guntbert Warns |
Am Flügel | Harry Ermer |